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Rudi Kaufmann ist seit 40 Jahren Vollprofi im Kampfsport und hat den 7. Dan im Ju-Jitsu. Er erkämpfte sich sämtliche Titel, die man sich vorstellen kann. Als einziger Nicht-Japaner weltweit darf der Schweizer den Titel eines Mochitsuki tragen, also eines „Familienmitglieds eines Samurai-Clans". In seiner Budo-Schule bietet der 64-Jährige verschiedene Kampfkünste an. Auch Tai-Chi kann man bei ihm ausüben.

Die Budo-Schule Wädenswil besteht bereits seit 1968. Rudis Vater hatte diese Einrichtung „hobbymäßig“ geführt. Im Jahr 1986 übernahm Rudi offiziell die Leitung der Kampfsportschule und führt diese GmbH seither professionell. Zehn Kampfkunstlehrer unterstützen ihn dabei. Rudi ist unter anderem eidgenössisch diplomierter Ju-Jitsu-Lehrer mit Fachausweis und gibt international bei vielen Seminaren sein Wissen weiter.

Geboren wurde Rudi in Emmen. Er ist geschieden und hat fünf Kinder. Bevor er sein Leben der Kampfkunst widmete, war er Elektriker und später, nach dem Besuch der Handelsschule, Chefeinkäufer in einer Beleuchtungsfirma. Heute ist Rudi neben all seinen anderen Aufgaben auch TK-Chef der International Martial Arts Association (IMAA).

Rudi, was genau ist Tai-Chi? Seit wann übst du es selbst aus? Was macht dir daran so viel Spaß?

Tai-Chi ist eine uralte chinesische Bewegungskunst, die auf Gesundheitsprophylaxe basiert. Davon gibt es viele verschiedene Stilarten. Je nach Region sind diese unterschiedlich ausgerichtet. Wir kennen hier in Europa hauptsächlich den weitverbreiteten „Peking Stil“. Tai-Chi basiert auf folgenden Punkten: Erhöhung der Kraft, Beweglichkeit, Atemtechnik, absolute Körperbeherrschung, Meridiane sowie Yin und Yang. Ich übe Tai-Chi seit über 30 Jahren regelmäßig aus. Das Schöne daran und auch sehr faszinierend ist, dass man seinen eigenen Körper genau kennenlernt und sich dabei erholen kann. Zudem besteht die Möglichkeit, sich selbst zu „heilen“. Die Lebensqualität steigert sich durch Tai-Chi enorm.

Kann jeder diese Sportart erlernen oder muss man gewisse Grundvoraussetzungen mitbringen?

Jeder kann Tai-Chi ausüben. Es gibt hierbei keinerlei Grenzen. In China werden Kinder ab dem Kindergartenalter bereits mit Tai-Chi konfrontiert und dies geht bis zum Lebensende. Grundvoraussetzungen braucht man dafür nicht. Das einzige, was man mitbringen sollte, ist Geduld mit sich selbst. Tai-Chi ist keine Sportart, sondern es ist eine Lebenseinstellung – du wirst nie Tai-Chi können, aber machen kannst du es immer.

Wie arbeitest du in deinem Unterricht? Mit welche Strategie versuchst du deinen Schülern Tai-Chi beizubringen?

Ein Tai-Chi-Training läuft immer nach einem bestimmten Muster ab. Wir beginnen mit Atemübungen, dann folgen Dehnübungen und Gleichgewichtsübungen. Schließlich machen wir technische Übungen und enden mit Ausdehnen und Lockern. Eine besondere Strategie gibt es nicht, um Tai-Chi zu erlernen. Man macht es, so gut man es kann. Es spielt keine Rolle, wie weit man in den Knien unten ist, wie breit man die Beine stellt oder wie tief man ein- und ausatmen kann. Da ist jeder sein eigener Meister. In der Gruppe macht es mehr Spaß und ist ein wenig einfacher. Das hat folgende Gründe: Erstens kann man in der Gruppe bei den Fortgeschrittenen „abschauen“, wie es geht. Und zweitens ist umso mehr spürbare Energie vorhanden, je mehr Personen Tai-Chi miteinander ausüben.

Noch etwas Allgemeines: Tai-Chi kann man nicht „lernen“, denn wenn man es könnte, wäre man ja irgendwann damit fertig. Beim Tai-Chi geht es nicht darum, etwas zu können, zum Beispiel eine Technik, sondern darum, den eigenen Gemütszustand zu erfahren. Wie empfinde ich die Technik, konzentriert auf meine Muskelkraft – mal als Spannung, mal als Entspannung? Oder die maximale Beweglichkeit? Oder die Harmonie zwischen meiner Bewegung und der Atemtechnik? Und wie fühlt es sich an, meine Energie fließen zu lassen oder meine Meridiane optimal zu gebrauchen? Was die meisten Tai-Chi-Lehrer nicht wissen und können, ist, dass man Tai-Chi auch zur Selbstverteidigung einsetzen kann. Denn Tai-Chi wurde bis 1923 von der damals kaiserlichen Leibgarde des Kaisers in Chin zu Kampfzwecken genutzt. Es ist also auch noch eine Kampfkunst.

Wo siehst du dein Unternehmen und dich persönlich in ein paar Jahren? Wie lange willst du das Unternehmen noch selbst führen?

Ich möchte zufriedene, erfolgreiche, glückliche und erfüllte Schüler haben. Das war immer mein Ziel und ist es auch heute noch. Dabei geht es nicht um finanziellen Erfolg, darum, was alle haben, sondern um viel mehr. Geld hat man oder man hat es nicht. Geld kommt oder geht. Geld macht glücklich oder eben nicht. Geld kann man beschaffen. Glückliche, gesunde, zufriedene Menschen kann man nicht kaufen. Man kann ihnen einen Weg zeigen, den man miteinander gehen kann. Es ist vergleichbar mit der Liebe: Jeder möchte sie erleben und jeder redet davon, aber nur wenige sind erfüllt davon. Es hört sich an, als wäre ich bei einer Sekte. Das bin ich aber nicht. Es geht um eine gute Lebensqualität, um innere Ruhe und darum, seinen Körper im Griff zu haben. Um die Liebe zu sich selbst. Daher werde ich dies alles betreiben, bis ich am Ende meines Lebensweges ankomme.

Bis 1923 von der kaiserlichen Leibgarde zum Kampf genutzt

Rudi Kaufmann möchte die Menschen, die zu ihm zum Tai-Chi kommen, glücklich, gesund und zufrieden sehen. Das kann man sich nicht mit Geld erkaufen, weiß der 64-Jährige, der viel davon hält, Tai-Chi in einer Gruppe auszuüben. Denn dabei können sich Anfänger den Ablauf der Übungen bei erfahreneren Tai-Chi-Schülern abschauen. Jeder führt die Atem-, Dehn-, Gleichgewichts- und technischen Übungen so aus, wie sie oder er es kann. Das gilt ebenfalls für das abschließende Ausdehnen und Lockern.

Angebot Tai-Chi in der Budo-Schule
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